10.01.2012 | 14:20:00 | ID: 11827 | Ressort: Verbraucher | Verbraucherschutz

Neues EU-Forschungsprojekt: Zuverlässiges Nebeneinander von Lebensmitteln mit und ohne Gentechnik

München (agrar-PR) - Unter welchen Bedingungen ökologische, konventionelle und gentechnisch veränderte Agrarprodukte nebeneinander angebaut, transportiert und vermarktet werden können, legen die EU-Mitgliedstaaten fest.
Ein neues europäisches Forschungsprojekt ver­gleicht nun die Rahmen­bedingungen in den einzelnen Ländern und ermittelt deren Kosten für Land­wirte, Händler und Konsumenten. Damit sollen die Strategien iden­tifiziert werden, die sowohl die Wahlfreiheit der Verbraucher als auch eine kosten­günstige Lebensmittel­produktion am besten gewähr­leisten. Die Europäische Union fördert das von der Technischen Universität München (TUM) koordinierte Forschungs­projekt mit rund 4 Millionen Euro.

Konventionell, ökologisch oder gentechnisch verändert – Verbraucher sollen zwischen den Produkten frei wählen können. Diese Wahlfreiheit ist ein zentrales Ziel der europäischen Agrarpolitik. Sie beruht im Wesentlichen auf dem Prinzip der Koexistenz, d.h. dem dauer­haften Nebeneinander von unter­schied­lichen landwirtschaftlichen Anbauweisen, ohne unkontrollierte Vermischungen oder Einkreuzungen. Dafür gibt es auf EU-Ebene zahlreiche Regelungen für die Kenn­zeichnung und Rückverfolgbarkeit von gentechnisch veränderten Erzeugnissen.

Ein Großteil der rechtlichen Rahmen­bedingungen für die Koexistenz wird zudem von den einzelnen Mitgliedstaaten festgelegt: Sie schreiben spezifische Geneh­mi­gungs­verfahren vor, fordern Mindestabstände zwischen Feldern mit und ohne Gentechnik oder setzen Trennungs­maß­nahmen bei Transport und Lagerung voraus. Über die Aus­wir­kungen solcher Koexistenz­strategien in der Praxis ist bisher aber noch wenig bekannt. Wie umsetzbar und kosten­intensiv sie für Landwirte, Händler und Verbraucher sind, soll jetzt ein europäisches Forschungsprojekt ermitteln.

Unter Koordination der TU München vergleicht ein Konsortium aus vierzehn Universitäten, Behörden und Unternehmen die Koexistenzmaßnahmen der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. Auf Basis einer umfassenden Kosten-Nutzen-Analyse wollen die Wissenschaftler eine Soft­ware entwickeln, die Landwirten, Saatproduzenten und regionalen Händlern als Entschei­dungs­­hilfe für Anbau-, Verarbeitungs- und Transportmaßnahmen dient. Als Fallbeispiel dient dafür der Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Portugal, Rumänien, Spanien und der Tschechischen Republik.

Untersucht werden außerdem die Anforderungen und Kosten für alle Akteure entlang der Produktions­kette – von der Saatguterzeugung über den landwirt­schaftlichen Anbau, den Transport und die Lagerung bis zur Verarbeitung in der Lebens- und Futtermittelindustrie. Fallstudien zu gentechnikfreier Milch in De­utschland und der Schweiz sollen Erkenntnisse über die Kosten und den Nutzen von Trennungsmaßnahmen in der Produktionskette liefern.

“Die geforderte Trennung von Rohstoffen mit und ohne Gentechnik ist eine der größten Heraus­forderungen im Agrarsektor“, sagt Professor Justus Wesseler, der das EU-Forschungs­­projekt von Seiten der TU München koordiniert. Wichtiges Ziel ist es deshalb, Bauern- und Handelsverbände sowie politische Entscheidungs­träger der EU-Mitglied­staaten an den Ergebnissen des Forschungsprojekts frühzeitig zu betei­ligen. „Wie effizient und kostengünstig die europäischen Vorgaben zur Koexistenz ausge­staltet sind, ist nicht nur entscheidend für die Verbraucherpreise hierzulande, sondern auch für die Chancen europä­ischer Produkte auf den Weltmärkten“, so der Agrarökonom.

Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt mit dem Titel „Practical Implementation of Coexistence in Europe“ wird von der Europäischen Union mit rund 4 Millionen Euro gefördert. Die Projekt­partner sind: Technische Universität München, EU-Joint Research Center (Belgien), Julius-Kühn-Institut für Kulturpflanzen (Deutschland), Institut National de la Recherche Agronomique (Frankreich), Università Catolica del Sacro Cuore (Italien), Schenkelaars Biotechnology Consultancy (Niederlande), University of Agronomic Sciences and Veterinary Medicine (Rumänien), University of Reading (Vereinigtes Königreich), Czech University of Life Sciences Prague (Tschechische Republik), Fundació Mas Badia (Spanien), GeoSys (Frankreich), Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Instituto Politécnico de Santarém (Portugal), Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartment (Schweiz). (TUM)
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Technische Universität München - TUM School of Life Sciences
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Web:  www.ls.tum.de
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