09.06.2023 | 16:37:00 | ID: 36555 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Backhaus gegen pauschales PSM-Verbot – „Anerkennung statt Regulierungswahn“

Schwerin (agrar-PR) - Mecklenburg-Vorpommern wird keine pauschalen Verbote von Pflanzenschutzmitteln unterstützen, sagte Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus heute auf dem Agrarpolitischen Tag der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG in Malchow auf der Insel Poel. Der Minister bezog sich dabei auf den Verordnungsentwurf „Sustainable Use Regulation“ (SUR) der EU von Juni 2022). Dieser sieht u.a. eine Verringerung von „gefährlichen Pestiziden“ um 50 Prozent bis 20230 sowie ein Verbot aller Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten vor.
„Selbstverständlich müssen wir die Risiken, die von Pflanzenschutzmitteln für Mensch und Umwelt ausgehen, weiter konsequent minimieren. Das bedeutet zweifelsohne auch insgesamt weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Statt pauschaler Verbote setze ich aber auf den One-Health Ansatz, der anerkennt, dass es nicht ganz ohne Pflanzenschutzmittel gehen wird, wenn wir die Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltbevölkerung gemäß der Farm-to-Fork sicherstellen wollen. Mich stört, dass der SUR-Entwurf der EU-Kommission die Folgen des Klimawandels auf die landwirtschaftliche Produktion außer Acht lässt und zu unausgewogen ist. Wir brauchen keine weiteren Verbote, sondern den Aufbruch in ein neues Zeitalter in der Landwirtschaft und Investitionen in neue Züchtungstechnologien, Präzisionslandwirtschaft und Digitalisierung“, führte der Minister aus.

Mecklenburg-Vorpommern setzt mit entsprechenden Förderprogrammen, zum Beispiel beim Kauf von Maschinen und Geräten, die zur Minderung von Umweltbelastungen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmittel führen, bereits entsprechende Anreize, sagte Minister Dr. Backhaus weiter. Er betonte, dass sich die Landwirtinnen und Landwirte außerdem seit vielen Jahren aktiv für sauberes Wasser, Artenvielfalt und Klimaschutz einsetzen. 2023 seien weitere 50.000 Hektar in AUKM-Programme gebunden. Damit sind derzeit insgesamt 480.000 Hektar in der 2. Säule gebunden; 2022 waren es dementsprechend 430.000 Hektar. Auch bei der Beantragung der Ökoregelungen in der 1. Säule liegt MV an der Spitze: „Die Landwirtschaftsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern haben etwa 600.000 ha, d. h. beinahe jeden zweiten Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, für Ökoregelungen angemeldet. Das zeigt mir, dass man auf Landwirtschaftsseite sehr wohl bereit ist, bei der Reduzierung von Umweltbelastungen mitzuwirken.“

Er betonte, dass dieses Engagement Anerkennung verdiene und kritisierte die Haltung des Bundeslandwirtschaftsministers, der den EU-Vorschlag im Agrarrat im Juli 2022 unterstützte. „Die AgrarministerInnen der Bundesländer teilten diese Ansicht nicht“, stellte Backhaus klar und verwies auf eine Abstimmung im Bundesrrat im September 2022. Er bewertete den Kurs in Berlin wie folgt: „Nachdem tierhaltende Betriebe bereits im Regen stehen gelassen wurde, folgt nun der nächste Hieb in Richtung Marktfruchtbetriebe. Die Grünen gefährden auf diese Weise nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern setzen auch die Ernährungssicherheit aufs Spiel.“

Deutschland würden die verschärften Regelungen besonders hart treffen, da es von allen EU-Staaten die meisten Schutzgebiete hat, sagte er weiter. „Wir sind ein Bundesland, das einen großen Flächenanteil unter Schutz gestellt hat. Dafür, dass wir hier weiter sind als andere, sollen wir nun durch die Hintertür mit dem Vorschlag der EU bestraft werden, denn nach den angedachten Regelungen wäre auf 50 Prozent der Ackerfläche in MV lediglich ein Anbau ohne Pflanzenschutzmittel möglich. Ich habe die Folgen der Umsetzung dieses Vorschlags bereits durchkalkulieren lassen. Das Ergebnis: 45 Prozent der Dauerkulturen hierzulande müssten aufgegeben werden. Ein gänzlicher Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel würde einen Verlust von rund 400 Millionen Euro für die wichtigsten Kulturen Winterweizen, -raps und –gerste bedeuten.“
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