02.11.2010 | 00:00:00 | ID: 6981 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Bei Hagelversicherung Schadenssumme ausreichend bemessen!

Bad Kreuznach (agrar-PR) - In einem Interview mit der Zeitschrift Der Deutsche Weinbau hat sich der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Ökonomierat Norbert Schindler MdB zur Notwendigkeit einer Hagelversicherung geäußert und dabei wegen des Risikos der Existenzgefährdung durch Schäden eines extremen Hagelunwetters zur Versicherung geraten. Hier das Interview mit dem Deutschen Weinbau im Wortlaut.

Sind nach Ihrer Kenntnis in der letzten Zeit verstärkt Schäden bei Rebflächen durch Hagel aufgetreten? Können Sie das Schlagwort vom „Jahr der Wetterextreme 2010” bestätigen?

Wir haben im Juni diesen Jahres in Rheinland-Pfalz zwei schwere Unwetter mit enormem Hagelschaden erlebt: Am 9. Juni wurden in der Südpfalz rund 2.400 ha Rebfläche verwüstet, davon rd. 1.600 ha mit Schäden zwischen 60 und 100 Prozent Einen Tag später hagelte es im nördlichen Teil der Pfalz und im Süden Rheinhessens, betroffen waren rund 3.600 ha Rebfläche, davon die Hälfte mit Schäden von über 60 Prozent Angesichts dieser außergewöhnlich großflächigen Schadensgebiete, der riesigen Niederschlagsmengen im Spätsommer und der sonstigen Wetterkapriolen in 2010 von dem "Jahr der Wetterextreme" zu sprechen, ist auch im Rückblick über die letzten Jahrzehnte naheliegend.

Welche finanzielle Unterstützung gibt  es für Winzer, die eine Hagelversicherung abschließen möchten?

Rheinland-Pfalz bietet seit diesem Jahr ein Förderprogramm an, bei dem aus EU-Mitteln ein Zuschuß zum Versicherungsbeitrag von bis zu 50,00 € pro Hektar versicherte Rebfläche und maximal 50 Prozent des Beitrags je ha versicherte Fläche gezahlt wird.

Wie kann Winzern geholfen werden,  die mit ihrer Hagelversicherung zwar weitgehend gegen Ernteausfälle versichert sind, aber nicht über ausreichende Mittel für einen Traubenzukauf zur Versorgung ihrer Kundschaft verfügen?

Das alte Winzerideal "Ein Herbst am Stock, einer im Keller und einer auf dem Konto" ist heute in aller Regel nicht mehr durchzuhalten. Ich empfehle Selbstvermarktern grundsätzlich, die Versicherungshöhe so festzusetzen, dass im Schadensfall die Versicherungssumme ausreicht, um Ersatz in Form von Trauben, Most oder Wein für die Flaschenweinvermarktung zukaufen zu können. In einem Jahr wie 2010 mit Erträgen, die auch in nicht verhagelten Anlagen deutlich unterdurchschnittlich ausfallen, kann natürlich die Ersatzbeschaffung schwierig und auch teurer als in Jahren mit durchschnittlichen Erntemengen werden. Folgeprobleme können entstehen, wenn z.B. die Nachfrage im Flaschenweingeschäft nicht bedient werden kann und deshalb Kunden abwandern.

Welche Empfehlung geben Sie den Winzern, die bezüglich der Hagelproblematik  - also etwa zu Versicherungsfragen, Prävention, Schadenregulierung - bei Ihnen anfragen?

Die Frage "Versicherung ja oder nein" ist eine rein unternehmerische Entscheidung des jeweiligen Betriebsleiters.  Deshalb habe ich in diesem Jahr jedem Winzer, der mich um eine Empfehlung gebeten hat, geraten, einmal in die Landauer Gegend, ins Leiningerland oder in den Wonnegau zu fahren, sich dort die Schäden anzusehen und sich ganz nüchtern zu fragen: "Würde ich das in meinem Betrieb ohne Versicherung wirtschaftlich verkraften?"

Welche Bedeutung misst die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz einer Risikoversicherung für die Winzer bei?

Die Hagelversicherung ist kein Lotteriespiel mit der Möglichkeit, viel Geld zu gewinnen, sondern in vielen Fällen eine sinnvolle, oft auch notwendige Möglichkeit der Risikominimierung in einem aktiven, investierenden Winzerbetrieb und darüber hinaus jedem Sonderkulturbetrieb. Wenn mehr Betriebe sich gegen Hagel zu versichern, sinken übrigens in der Summe die Kosten für alle. Wir müssen uns immer wieder klar machen, dass wir trotz professioneller und hochqualifizierter Betriebsführung die "Einflussgröße Wetter" haben, von der wir abhängig sind wie kein anderer Wirtschaftsbereich.
Pressekontakt
Herr Frieder Zimmermann
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