Bad Kreuznach (agrar-PR) - Ausdrücklich begrüßt hat die Landwirtschaftskammer
Rheinland-Pfalz die Initiative der SPD-Landtagsfraktion zur
Weiterentwicklung der Ausbildung in der Landwirtschaft. Bei einer
Anhörung im Ausschuss Landwirtschaft und Weinbau des Landtags
bezeichnete Kammerpräsident Ökonomierat Norbert Schindler MdB die
Durchführung der Aus- und Fortbildung in den 14 Grünen Berufen als
Kernaufgabe der Landwirtschaftkammer. Damit verbunden sei ein
beträchtlicher Personal- und Sacheinsatz, der zum überwiegenden Teil aus
dem Kammerhaushalt finanziert werde. An der Finanzierung dieser
Leistung müsse sich das Land künftig mit einem höheren Betrag als bisher
beteiligen.
Der Strukturwandel, so der
Kammerpräsident, sei auch in der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft
nach wie vor im Gange. "Die Anforderungen an die Betriebe wachsen, und
diese begegnen dem mit Expansion, Innovation, Rationalisierung,
Leistungssteigerung und Spezialisierung. Mit den Anforderungen wächst
das Maß der Qualifikation von Betriebsleitern und Mitarbeitern. Aus- und
Fortbildung müssen somit immer zumindest gleichauf mit der betriebs-
und marktwirtschaftlichen Entwicklung sein." Die Beratung von Schülern
und Absolventen, die Anerkennung und Betreuung von Ausbildungsbetrieben,
die Begleitung der Auszubildenden im praktischen Teil der dualen
Ausbildung in Abstimmung mit den für den theoretischen Bereich
zuständigen Berufsschulen bei den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum
sowie die Vorbereitung und Durchführung der Abschlussprüfungen ist in
Rheinland-Pfalz Aufgabe der Landwirtschaftskammer. Daran schließt sich
die Konzeption und Durchführung der Vorbereitungskurse auf die
Meisterprüfung sowie die Durchführung der Prüfungen selbst an. In
Ergänzung der Aus- und Fortbildungsaufgaben werden von der
Landwirtschaftskammer verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt.
Die Auswirkungen der demografischen
Entwicklung, die bei Betrachtung der Absolventenzahlen der Schulen
bereits erkennbar sind, müssen, so Präsident Schindler, Anlass sein, die
Attraktivität und die Perspektiven der Aus-, Fort- und Weiterbildung
im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaftskammer weiter zu
verbessern. Insofern sei eine dahingehende Landtagsinitiative überaus
begrüßenswert.
Der Kammerpräsident erinnerte die Abgeordneten
daran, dass die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wenige Tage zuvor
133 Meistern der Grünen Berufe ihren Meisterbrief aushändigen konnte.
Der Besuch der laufenden Lehrgänge mache deutlich, dass 2011 und 2012
mit jeweils ähnlichen Zahlen zu rechnen sein wird. Die Zahlen bei den
Auszubildenden in den Grünen Berufen verzeichnen seit Jahren eine leicht
steigende Tendenz. Gegenwärtig machen in Rheinland-Pfalz rd. 2.100
junge Menschen eine Ausbildung in einem von 14 Grünen Berufen. 2010
haben 602 Jugendliche ihre Ausbildung in einem der Grünen Berufe
abgeschlossen. 1.101 Betriebe sind als Ausbildungsbetrieb nicht nur
anerkannt sondern auch aktiv tätig. Im vergangenen Jahr wurden 759
Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Immer mehr junge Menschen
erlernen einen Grünen Beruf, ohne selbst aus einem elterlichen Betrieb
zu kommen (Seiteneinsteiger); z.B. Landwirte: 66 Prozent, Winzer: 78
Prozent.
Präsident Schindler wies darauf hin, dass 30
Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer unmittelbar, zahlreiche weitere
mittelbar in Lehrgängen und Kursen als Dozenten eingesetzt werden. Die
Kammer wendet pro Jahr ca. 2,5 Mio. Euro aus ihrem Haushalt für Aufgaben
der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung auf. Dem stehen Einnahmen
aus Gebühren in diesem Bereich von 300.000,- Euro gegenüber. Die
Landesbeteiligung beträgt 450.000,- Euro pro Jahr. Rd. 70 Prozent der
Finanzierung werde durch die Kammer selbst aufgebracht. Die
Landesbeteiligung sei demzufolge viel zu gering für eine Aufgabe, die -
ohne die Kammer - voll vom Land finanziert werden müsste. Daraus ergebe
sich die Forderung nach deutlich höherer Beteiligung des Landes.
Neben der unmittelbaren Ausbildungsleistung
vermittle die Kammer Partnerschaften zwischen landwirtschaftlichen
Betrieben und allgemeinbildenden Schulen. So seien Praktiker der Grünen
Berufe auf der Grundlage einer eine Kooperationsvereinbarung mit dem
Land in der Ganztagsschule tätig. An der Initiative
Lernort Bauernhof seien inzwischen
mehr als 50 Betriebe beteiligt und vermitteln pädagogische Lerninhalte auf ihren Höfen.
2009 haben 122 Betriebsbesuche von Schulklassen stattgefunden, 2010 bis Juli bereits 112 Ähnliche Projekte sind
Landwirtschaft zum Anfassen in der Eifel und
Landwirtschaft macht Schule, alle mit
aktiver
Unterstützung derr Landwirtschaftskammer. Im April 2010 versorgte die
Kammer mit einer Mailing-Aktion die Leiter aller Schulen im Land mit
Informationen zu den Ausbildungsmöglichkeiten in den Grünen Berufen.
Darüber hinaus unterhält die Kammer dazu ein eigenes Internetportal (
www.gruener-beruf.de).
Präsident Schindler: "Überbetriebliche
Ausbildung ergänzt die betriebliche Ausbildung und schließt Lücken." Die
Spezialisierung der Betriebe mache es notwendig, verschiedene
praktische Inhalte ergänzend zu der Vermittlung in den Betrieben
überbetrieblich anzubieten. Dazu seien im Bereich der Grünen Berufe
zahlreiche Angebote in Rheinland-Pfalz vorhanden, wenngleich ein
weiterer Ausbau und eine Verzahnung mit den Angeboten anderer Länder
notwendig sei. In der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte Hofgut
Neumühle für Land- und Tierwirte werden in Wochenlehrgängen in
praktische Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt. Die
Landwirtschaftskammer sei hier als Kooperationspartner tätig und dem
Träger, Bezirksverband Pfalz, für die dort geleistete Arbeit sehr
dankbar. Dagegen sei die Überbetriebliche Ausbildungsstätte Gartenbau
eine eigene Eirichtung der Landwirtschaftskammer in Bad Kreuznach. Hier
werden durch spezielle Fachlehrgänge die betrieblichen Inhalte im
Bereich Gartenbau sowie Garten- und Landschaftsbau ergänzt. Die
Wochenlehrgänge werden von der Kammer (im GaLaBau zusammen mit dem
Fachverband) organisiert und voll finanziert. Auch die Überbetriebliche
Ausbildung für Landwirte in Wochenlehrgängen an der Deula in Bad
Kreuznach werde im Wesentlichen von der Landwirtschaftskammer
finanziert. In der Hauswirtschaft biete die Kammer eine überbetriebliche
Ausbildung in vier Blöcken an. Die Überbetriebliche Ausbildung für
Winzer finde derzeit nicht in Form von Wochenlehrgängen statt, sondern
in einzelnen Unterweisungstagen auf weinbaulichen Betrieben, die in
Gruppen durchgeführt werden.
Die Landwirtschaftskammer, so der Kammerpräsident,
zeige sich jedem Ansatz zur Weiterentwicklung der Ausbildung in den
Grünen Berufen gegenüber offen. Eine stärkere finanzielle Beteiligung
des Landes sei aber in jedem Falle notwendig.