30.03.2023 | 16:59:00 | ID: 35944 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Land- und Ernährungswirtschaft sind systemrelevant

Schwerin (agrar-PR) - Anlässlich des Bauerntages in Linstow betont Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Bedeutung des Sektors. Die Branche stünde er vor einem Wandel, für den noch rechtzeitig die Weichen gestellt werden könnten und müssten. Die Landwirtschaft habe in Zukunft in mehrfacher Hinsicht Aufgaben von gesellschaftlicher Relevanz zu schultern. Dazu gehörten die Beiträge zum Klimaschutz, der Einsatz für sauberes Wasser, die sichere Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln und das Engagement für die Versorgung mit erneuerbaren Energien:
„Ein Zukunftsthema für mich ist auch PV auf Moor­stand­orten. Das werde ich weiter vorantreiben. Denn damit hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und die Landwirtschaft könnte somit endlich auf den wiedervernässten Flächen einen angemessenen Ertrag für diese herausragende Leistung auf Moorstand­orten leisten. Die Bewirtschaftung von Moorflächen wird sich, wie auch alle anderen klimarelevanten Wirtschaftsformen an der Zielstellung „Klimaneutralität bis 2040“ orientieren müssen. Das heißt nicht, dass Bewirtschaftung der Moorflächen bis 2040 eingestellt werden soll. Sofern „nasse“ Bewirtschaftungsformen etabliert werden können, sind diese natürlich möglich.

Um den vielfältigen Herausforderungen unter dem Druck der Wirtschaftlichkeit gerecht werden zu können, brauche die Branche Unterstützung, erklärt Minister Backhaus. Dazu gelte es Bewährtes fortzuführen und Neues zu entwickeln:

„Durch intensive Forschung und Vernetzung ist es gelungen in den vergangenen Jahren in MV Vermarktungsstrukturen aufzubauen. Auch im Ökolandbau gab es, trotz der aktuell nicht einfachen Situation, einen Zuwachs. So konnten im letzten Jahr 6.793 ha für den Ökolandbau dazu gewonnen werden, im Januar waren es 4.428 ha. Damit haben wir einen Anteil ökologischer Flächen von 14,9 %, die von 26 % der Betriebe in MV (4.920 landwirtschaftliche Betriebe) bewirtschaftet werden. Neu ist, dass im Ökolandbau speziell die tierhaltenden Betriebe im Grünland gefördert werden sollen. Dies ist eine Anerkennung für die Leistung der Ökobetriebe für die Schaffung von Biodiversität durch Beweidung und der hohen Anforderungen an die Standards in der Tierhaltung durch ein hohes Platzangebot und Beweidung. Die investive Förderung von Agroforstsystemen wird in Mecklenburg-Vorpommern ab 2023 neu angeboten. Ziel der Förderung ist die Unterstützung einer nachhaltigen, umwelt- und klimaschonenden Landbewirtschaftung. Hierzu wird die Neuanlage von streifenförmigen Agroforstgehölzflächen in Kombination mit dem Anbau landwirtschaftlicher Kulturen auf Acker- und Dauergrün­landflächen unterstützt. Agroforstsysteme sind entscheidendes Instrument, wenn wir an Klimaschutz denken. Sie können nicht nur Ackerkulturen vor Witterungsextremen schützen, sondern Biodiversität erhöhen, CO2 binden, Winderosion verhindern und Mikroklima verändern.“

Nachhaltigkeit und Klimaschutz hätten höchste Priorität, eine umweltverträgliche Landwirtschaft sei die Zukunft, erklärt Backhaus. Zu dieser Zukunft gehöre auch die Tierhaltung.

„Leider erleben wir gerade, dass bestimmte politische Kräfte zwar sagen, dass sie Tierhaltung wollen. Auf der anderen Seite werden jedoch derart hohe Hürden aufgebaut, dass Teile der Tierhaltung mehr und mehr aus Deutschland verschwinden. Spanien und Polen stehen längst in den Startlöchern, um die Produktion aufzufangen und das Marktvakuum zu bedienen. Dies führt dazu, dass die Eigenversorgung nicht mehr gesichert ist und wir die Haltungsbedingungen nicht mehr in der Hand haben. Das muss unbedingt verhindert werden. Wir brauchen Versorgungs­sicherheit, Umweltverträglichkeit und eine Landwirt­schaft für die Bevölkerung im ländlichen Raum. Der Wandel in der Tierhaltung wird nur zustande kommen, wenn der Staat die umstellungswilligen Landwirte finanziell unterstützt und ihnen damit Planungssicher­heit bietet. Dies ist bisher nicht der Fall. Nach Einschätzungen der Branche ist davon auszugehen, dass in den letzten beiden Jahren ca. 5 % der Sauenhalter in MV aufgegeben haben und bei weiteren 15 % ist dies noch in diesem Jahr zu befürchten. MV ist die viehärmste Region Deutschlands und verliert aktuell weiter massiv im Bereich Tierhaltung. Dies kann nicht in unserem Interesse sein, wenn wir uns nicht – wie zuvor auf dem Energiesektor – abhängig von anderen Ländern machen wollen“, erklärt Minister Backhaus.

In MV werde es deshalb eine Nutztierstrategie geben. Die Nutztierstrategie werde federführend durch die Landesforschungsanstalt M-V erarbeitet, kündigt Backhaus an und ergänzt:

„Mit der neuen GAP kamen einige Änderungen auf die Landwirtschaft zu. Öko-Regelungen, erweiterte Konditionalität, Weidetierprämie, Herabsetzung und Umbenennung der Basisprämie in Einkommens­grundstützung für Nachhaltigkeit. Für MV stehen in der Förderperiode 2023-2027 ca. 452,5 Mio. EUR reguläre ELER-Mittel bereit. Hinzu kommen ca. 199,6 Mio. € aus Umschichtungsmitteln der 1. Säule. Damit beträgt das ELER-Volumen der Förderperiode 2023-2027 ca. 653 Mio. €. In der 1. Säule sind es 312 Mio. € pro Jahr, darunter 81 Mio. € für Öko-Regelungen. Deshalb freue ich mich sehr, dass unsere Förderprogramme für die neue Förderperiode so gut angenommen wurden. Insgesamt wurden 3826 Anträge auf über 481.200 ha gestellt. Mehr als je zuvor. Damit sind wir Vorreiter in Deutschland. Das zeigt mir, dass die AUKM mittlerweile etabliert sind und der Berufstand den neuen Programmen und der Zukunft offen gegenübersteht und Veränderungen anstoßen möchte,“ so Backhaus.

Ihn persönlich habe positiv überrascht, dass das Klimaschutzprogramm, moorschonende Stauhaltung so gut angenommen worden sei.

„Hier gab es insgesamt 129 Anträge, die noch in der Prüfung sind. Jedoch werden nicht alle genehmigt werden können, da Mittel fehlen und nicht überall die notwendigen Voraussetzungen erfüllt werden. Das zeigt aber, dass wir mit unserem Vorhaben einen Anreiz leisten einen weiteren Schritt in Richtung Klimaschutz zu gehen. Denn mit einer Veränderung der Landwirt­schaft auf diesen Standorten kann eine große Leistung für den Klimaschutz erbracht werden. Schließlich sind Moore Wasserspeicher und Kohlenstoffspeicher. Nur durch Wiedervernässung der Moorflächen können die hohen Emissionen reduziert werden. Für MV als moor­reiches Bundesland mit über 300.00 ha Moorfläche und Emissionen in Höhe von 6 Mio. t CO2 äq ist dieses Programm von entscheidender Bedeutung. Alle Anträge die die Zuwendungsvoraussetzungen erfüllen werden in 2023 genehmigt. Aber die Mittel sind nicht ausreichend um auch in den Folgejahren alles offen zu halten; Priorität haben die Maßnahmen Moorschonende Stauhaltung und Ökolandbau,“ ergänzt der Minister.
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