Bad Kreuznach (agrar-PR) - "Hopfen und Malz - Gott erhalt's", sagt ein altes
Sprichwort. Ob die neben Wasser nach dem deutschen Reinheitsgebot
elementaren Bestandteile des Bieres, insbesondere die Braugerste, als
Rohstoff für Malz, auch in der Zukunft ausreichend zur Verfügung
stehen, entscheidet jedoch die göttliche Fügung nicht allein. Denn
während Vegetationsbedingungen von der Aussaat bis zur Ernte weitgehend
von der Natur bestimmt werden und damit überwiegend in Gottes Hand
liegen, entscheidet über die Frage, ob Braugerste oder stattdessen
Weizen oder Raps ausgesät wird, der Landwirt nach den Anforderungen von
Fruchtfolge und Markt. Die Anbaufläche von Braugerste in
Rheinland-Pfalz wird für das Erntejahr 2010 von der
Landwirtschaftskammer auf ca. 45.000 Hektar geschätzt. Das sind 10
Prozent weniger als 2009 und halb so viel wie noch vor zehn Jahren.
Damit
könnte die Anbaufläche im Land etwas weniger geschrumpft sein, als noch
zu Jahresbeginn von der Kammer befürchtet, da der Anbau in den
südlichen Landesteilen doch relativ stabil geblieben ist. Der aktuelle
Landestrend, den bei der traditionellen Braugerstenfahrt der
Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz deren Vorsitzender
Heribert Metternich in Rüssingen bekannt gab, liegt damit etwas besser
als der Bundestrend. In Deutschland wird ein Rückgang um etwa 60.000 ha
auf rd. 367.000 ha prognostiziert, ein Minus von fast 14 Prozent. In
den wichtigsten Anbauländern der EU wird in der Summe ein Rückgang um
430.000 Hektar erwartet. In der EU wird daraus ein Braugerstenaufkommen
von 6,5 Mio. Tonnen errechnet (2009: 9,2 Mio. t). Der jährliche Bedarf
der Bierbrauer in der EU liegt bei etwa 9,4 Mio. t. Damit dem Bier
nicht die Gerste ausgeht, werden zur Deckung des Bedarfs 2010/11
Überschussmengen aus 2009 notwendig. Für das Folgejahr wird eine knapp
ausgeglichene Braugersten-Bilanz erwartet. Dies gibt den anbauenden
Betrieben Hoffnung auf bessere Preise.
In Rheinland-Pfalz meinte es der liebe Gott in
diesem Jahr bislang gut mit der Braugerste. Die Aussaat erfolgte je
nach Region Anfang März bis Mitte April bei meist guten Bedingungen.
Trockenheit und niedrige Temperaturen im April führten zu einer etwas
verzögerten Entwicklung. Durch die für das Wachstum günstigen
Witterungsbedingungen in Mai und Juni präsentieren sich die Bestände
aber insgesamt recht gut, und es ist eine durchschnittliche Ernte zu
erwarten.
Während im Süden des Landes für die Ernte 2010
bereits zahlreiche Abnahmeverträge zwischen Erzeugern und Handel
abgeschlossen wurden, wird der Markt im Norden von Zurückhaltung
gekennzeichnet. Bei Geboten zwischen 110,- und 127,- Euro/Tonne
Braugerste aber auch 115,- bis 125,- €/t für Qualitätsweizen oder
88,- bis 98,- €/t für Futtergerste sieht die Landwirtschaftskammer
Rheinland-Pfalz die Wirtschaftlichkeit des Getreidebaues vielfach
generell in Frage gestellt. Die Gebote machen aber auch deutlich, dass
es derzeit für das hohe Anbau-, Ertrags-, und Qualitätsrisiko der
Braugerste gegenüber dem Weizen keinen Ausgleich durch einen höheren
Preis mehr gibt. Die Kammer erwartet, dass die Braugerste daher von den
Höhengebieten, wo stabilere Weizen- als Braugerstenerträge zu erzielen
sind, in die südlichen Regionen abwandern wird. Inwieweit der
Energiepflanzenanbau, der sich mittlerweile auch in Ackerbaugebiete
ausweitet, die Braugerstenflächen dauerhaft einschränkt, werde auch von
der zukünftigen Preisentwicklung abhängen. Nachteilig wäre aus Sicht
der Kammer, wenn die Braugerste als auch ökologisch wertvolle Kultur
aus der Anbauplanung vieler Betriebe verschwinden würde. Wegen der
Fruchtfolge alleine sei aber in Zukunft der Bestand der Kultur nicht zu
garantieren. Da entscheide der Landwirt primär auf der Basis handfester
wirtschaftlicher Daten und Fakten.