29.06.2010 | 00:00:00 | ID: 6152 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Geht dem Bier die Gerste aus?

Bad Kreuznach (agrar-PR) - "Hopfen und Malz - Gott erhalt's", sagt ein altes Sprichwort. Ob die neben Wasser nach dem deutschen Reinheitsgebot elementaren Bestandteile des Bieres, insbesondere die Braugerste, als Rohstoff für Malz, auch in der Zukunft ausreichend zur Verfügung stehen, entscheidet jedoch die göttliche Fügung nicht allein. Denn während Vegetationsbedingungen von der Aussaat bis zur Ernte weitgehend von der Natur bestimmt werden und damit überwiegend in Gottes Hand liegen, entscheidet über die Frage, ob Braugerste oder stattdessen Weizen oder Raps ausgesät wird, der Landwirt nach den Anforderungen von Fruchtfolge und Markt. Die Anbaufläche von Braugerste in Rheinland-Pfalz wird für das Erntejahr 2010 von der Landwirtschaftskammer auf ca. 45.000 Hektar geschätzt. Das sind 10 Prozent weniger als 2009 und halb so viel wie noch vor zehn Jahren.

Damit könnte die Anbaufläche im Land etwas weniger geschrumpft sein, als noch zu Jahresbeginn von der Kammer befürchtet, da der Anbau in den südlichen Landesteilen doch relativ stabil geblieben ist. Der aktuelle Landestrend, den bei der traditionellen Braugerstenfahrt der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz deren Vorsitzender Heribert Metternich in Rüssingen bekannt gab, liegt damit etwas besser als der Bundestrend. In Deutschland wird ein Rückgang um etwa 60.000 ha auf rd. 367.000 ha prognostiziert, ein Minus von fast 14 Prozent. In den wichtigsten Anbauländern der EU wird in der Summe ein Rückgang um 430.000 Hektar erwartet. In der EU wird daraus ein Braugerstenaufkommen von 6,5 Mio. Tonnen errechnet (2009: 9,2 Mio. t). Der jährliche Bedarf der Bierbrauer in der EU liegt bei etwa 9,4 Mio. t. Damit dem Bier nicht die Gerste ausgeht, werden zur Deckung des Bedarfs 2010/11 Überschussmengen aus 2009 notwendig. Für das Folgejahr wird eine knapp ausgeglichene Braugersten-Bilanz erwartet. Dies gibt den anbauenden Betrieben Hoffnung auf bessere Preise.

In Rheinland-Pfalz meinte es der liebe Gott in diesem Jahr bislang gut mit der Braugerste. Die Aussaat erfolgte je nach Region Anfang März bis Mitte April bei meist guten Bedingungen. Trockenheit und niedrige Temperaturen im April führten zu einer etwas verzögerten Entwicklung. Durch die für das Wachstum günstigen Witterungsbedingungen in Mai und Juni präsentieren sich die Bestände aber insgesamt recht gut, und es ist eine durchschnittliche Ernte zu erwarten.

Während im Süden des Landes für die Ernte 2010 bereits zahlreiche Abnahmeverträge zwischen Erzeugern und Handel abgeschlossen wurden, wird der Markt im Norden von Zurückhaltung gekennzeichnet. Bei Geboten zwischen 110,- und 127,- Euro/Tonne Braugerste aber auch 115,- bis 125,- €/t für Qualitätsweizen oder   88,- bis   98,- €/t für Futtergerste sieht die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die Wirtschaftlichkeit des Getreidebaues vielfach generell in Frage gestellt. Die Gebote machen aber auch deutlich, dass es derzeit für das hohe Anbau-, Ertrags-, und Qualitätsrisiko der Braugerste gegenüber dem Weizen keinen Ausgleich durch einen höheren Preis mehr gibt. Die Kammer erwartet, dass die Braugerste daher von den Höhengebieten, wo stabilere Weizen- als Braugerstenerträge zu erzielen sind, in die südlichen Regionen abwandern wird. Inwieweit der Energiepflanzenanbau, der sich mittlerweile auch in Ackerbaugebiete ausweitet, die Braugerstenflächen dauerhaft einschränkt, werde auch von der zukünftigen Preisentwicklung abhängen. Nachteilig wäre aus Sicht der Kammer, wenn die Braugerste als auch ökologisch wertvolle Kultur aus der Anbauplanung vieler Betriebe verschwinden würde. Wegen der Fruchtfolge alleine sei aber in Zukunft der Bestand der Kultur nicht zu garantieren. Da entscheide der Landwirt primär auf der Basis handfester wirtschaftlicher Daten und Fakten.
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