18.02.2010 | 00:00:00 | ID: 4825 | Ressort: Landwirtschaft | Beruf & Bildung

Schulungstagungen für die Buchführungs-Testbetriebe

Bad Kreuznach (agrar-PR) - Wie in den vergangenen Jahren wurden auch 2010 für Inhaber land- und weinbaulicher Betriebe des rheinland-pfälzischen Buchführungs-Testbetriebsnetzes spezielle Schulungstagungen durchgeführt. Jedes Bundesland erfasst möglichst repräsentativ  in den unterschiedlichen Sparten der Landwirtschaft und des Weinbaus betriebliche Buchführungsdaten, verarbeitet diese rechentechnisch und wertet sie aus. In Rheinland-Pfalz wird diese Erhebung durch die Landwirtschaftskammer in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Buchstellen durchgeführt, wobei landesweit etwa 1200 Buchabschlüsse erfasst  werden. Einmal jährlich erstellt die Kammer eine Broschüre mit den ausdifferenzierten Ergebnissen, die an die Bundesregierung weitergeleitet werden, die zu großen Teilen die Kosten trägt. Ziel der Erhebung ist es, sowohl auf Länder- als auch auf Bundesebene  einen Aufschluss über die wirtschaftliche Lage der einzelnen Sparten der Landwirtschaft zu erhalten. Die Daten stellen somit eine fachlich fundierte, als Entscheidungsgrundlage dienende Informationsquelle für die Politik dar. Natürlich sind die Daten auch eine gute Informationsquelle für landwirtschaftliche Sachverständige, für die Beratung und für Verwaltungen. Sie stellen aber darüber hinaus auch ein gutes und bewährtes  Arbeitsmittel für landwirtschaftliche Fachschulen und die Wissenschaft dar.  

Zur Schulung der rheinland-pfälzischen Testbetriebe fanden jetzt in Kaiserslautern-Hohenecken und in Bitburg die diesjährigen, jeweils gut besuchten Fortbildungsveranstaltungen statt. Während Eberhard Hartelt, Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz sowie  des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, die gemeinsam mit dem Bauernverband durchgeführte Veranstaltung in Hohenecken eröffnete und leitete, absolvierte dies in Bitburg Heribert Metternich, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.

Einführend stellte Günter Müller, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, die Ergebnisse der Haupterwerbsbetriebe der Landwirtschaft und des Weinbaus des Wirtschaftsjahres 2008/2009 vor. Nach dem "Rekordjahr" 2007/2008 mit Spitzenergebnisse aller Sparten, außer der Veredlung, verzeichneten 2008/2009 fast alle Sparten Rückgänge im Unternehmensergebnis von z.T. über 33 Prozent. Lediglich die Veredlungsbetriebe (Schweinemäster und Ferkelerzeuger) konnten ihr allerdings sehr schlechtes Vorjahresergebnis deutlich verbessern. Detaillierte Berichte und Auswertungen hierzu finden sich auf der Internetseite der Kammer www.lwk-rlp.de unter "Testbuchführung".

Als weitere Referenten berichteten Rudi Werner vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd in Hohenecken und Walter Sesterhenn vom Bauern- und Winzerverband Rheinland Nassau in Bitburg über Aktuelles und Wissenswertes aus dem Bereich Steuern.

Hauptredner bei beiden Veranstaltungen war Dr. Gerd Wesselmann, Agrarexperte der WGZ Bank in Münster/Westfalen. In seinem Vortrag "Agrarfinanzierung unter sich ändernden Vorzeichen" ging er vor allem auf das sogenannte "Agrarrating" ein. "Sie führen Unternehmen,  und dazu gehört deren Finanzierung. Dies ändert sich in Zukunft erheblich; entscheidende Stichworte: Basel II und insbesondere: Rating", so die einführenden Worte von Dr. Wesselmann. Landwirte sollten sich grundsätzlich über Sinn und Struktur eines Rating informieren und ruhig auch mal ihre Ratingklasse nachfragen. Ein Rating sei im Grunde  als Dialog zwischen Landwirt, Bank, Berater und Buchstelle aufzufassen mit dem Ziel, ebenso verständliche wie detaillierte Grundlagen und Informationen für eine angemessene finanz- und kreditwirtschaftliche Beurteilung eines Unternehmens zusammenzustellen.

Diese ratingorientierte Beurteilung erfolge, so Dr. Wesselmann, stets in fünf Ratingbereichen durch spezifische Ratingkriterien.
Wirtschaftliche Verhältnisse: Dieser Bereich beinhaltet im Wesentlichen eine weitestgehend kennzahlenartige Beurteilung bisher vorliegender Jahresabschlüsse und Vermögensverhältnisse sowie deren anschließender Interpretation mittels betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, horizontaler und vertikaler Betriebsvergleiche, spezifischer Auswertungen etc..  Zentrale unternehmens- und unternehmerbezogene Kennzahlenbereiche sind dabei Stabilität, Liquidität und Rentabilität sowie (kostengünstige) Finanzierung.

Kundenbeziehung: Hier erfolgt eine Beurteilung bisheriger Praktiken landwirtschaftlicher Kunden bezüglich Information und Kontenführung gegenüber ihrer jeweiligen Bank. In der Regel sollten hierüber entsprechende Vereinbarungen zwischen Landwirt und Bank bestehen, die dann auch einzuhalten sind.

Management: Dieser Bereich beinhaltet im Wesentlichen eine qualifizierbare Beurteilung der beiden Teilbereiche Geschäftsführung/Management und Rechnungswesen/Controlling. Sowohl Unternehmer selbst als auch Bank sind aufgefordert, diesen Kriterien in Zukunft eine deutlich größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Markt/Branche/Rahmenbedingungen: Hier erfolgt eine Beurteilung einschlägiger Agrarmärkte und -branchen, ggfs. inkl. vor- und nachgelagerter Bereiche. Die hier vorliegenden Details und Zusammenhänge sowie Diskrepanzen sind unbedingt aufzuzeigen und zu verdeutlichen.

Zukünftige Unternehmensentwicklung: Dieser Bereich schließt im Wesentlichen an den Bereich "wirtschaftliche Verhältnisse" an und beinhaltet im Allgemeinen folgende Teilbereiche: Entwicklung seit dem letztem Jahr, Unternehmensplanung inkl. Businessplan etc., Ertragsplanung und zukünftige Kapitaldienstfähigkeit sowie besondere Unternehmenskriterien. Diese Kriterien erlangen oft eine besondere und zukünftig größere Bedeutung.

Zentrale Ergebnisse dieses Ratingprozesses sind die "Bonität"(-sklassen) eines jeweiligen Kreditnehmers und die Ausfallwahrscheinlichkeit eines durch diesen beantragten Kredites. "Vermeiden Sie Überziehungen des Kontos und hüten Sie sich vor allem vor Überziehung des Kontokorrentrahmens", so die mahnenden Worte von Dr. Wesselmann in seinem Resümee.

Zusammenfassend kann der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass die beiden sehr informativen Fortbildungsveranstaltungen den teilnehmenden Betriebsinhabern  einen Informationszugewinn gebracht haben und vielleicht einen  kleinen Beitrag dazu leisten werden, dass diese künftige Herausforderungen im Agrarsektor  besser begegnen können.
Pressekontakt
Herr Frieder Zimmermann
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