03.05.2012 | 12:16:00 | ID: 12831 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Staatswald Baden-Württemberg wird nach FSC zertifiziert

Stuttgart (agrar-PR) - Minister Alexander Bonde: „Staatswald wird mit Zertifizierung Vorreiterrolle einnehmen“ - FSC-Siegel bietet Verbrauchern Orientierung beim Einkauf
„Die Waldbewirtschaftung im Staatswald Baden-Württemberg ist bereits auf einem hohen Niveau. Mit dem Landesbetrieb ForstBW will die grün-rote Landesregierung das Prinzip der Nachhaltigkeit auch im Forst stärken und mehr in den Vordergrund rücken. Der Staatswald wird daher künftig nach FSC zertifiziert, dem weltweit bedeutenden Nachhaltigkeitsstandard für Waldflächen des Forest Stewardship Council. Wir werden nun in die Zertifizierung einsteigen“, kündigte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, am Mittwoch (2. Mai) im Staatswald Stuttgart an. Der Minister rechnet damit, dass der Landesforst das Zertifikat spätestens im ersten Quartal 2013 erhalten wird.

„Die Forstwirtschaft hat den Begriff der Nachhaltigkeit bereits 1713 geprägt und mit Leben gefüllt. Auf dieser Tradition bauen wir mit der FSC-Zertifizierung auf“, so Forstminister Bonde. Zu den Prinzipien des FSC zählen die Gewährleistung der Biodiversität und Schutzfunktion des Waldes, der Erhalt von Wäldern mit hohem Schutzwert, aber auch soziale Ziele sowie die Wahrung und auch Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen der Forstbetriebe. „Für Verbraucher ist das FSC-Siegel eine wichtige Orientierungshilfe beim Einkauf“, so Verbraucherminister Bonde. Denn mit der Zertifizierung sei lückenlos belegt, dass Waren, auf denen das Siegel für vorbildliche Waldwirtschaft aufgedruckt sei, tatsächlich nur mit Holz aus zertifizierten Wäldern produziert worden seien.


Hintergrund

Baden-Württemberg ist bundesweit eines der waldreichsten Länder. Es ist auf einer Fläche von rund 1,4 Millionen Hektar und damit zu 39 Prozent von Wald bedeckt. Die Waldfläche nimmt jährlich leicht zu.


Entstehung der Zertifizierungssysteme in der Forstwirtschaft

Bedingt durch die Zunahme der weltweiten Entwaldung in den 1970 und 1980er Jahren und dem Ziel des Tropenwaldschutzes haben sich verschiedene Zertifizierungssysteme für eine nachhaltige Waldwirtschaft entwickelt. Hintergründe waren unter anderem auch die fehlende Schutzwirkung für diese Ökosysteme durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Die Tropenholzboykotte in dieser Zeit erwiesen sich ebenfalls als ungeeignet, da ohne Nutzung die Wertschätzung für diese Wälder verloren ging. Das Ziel war deshalb ein Honorieren nachhaltiger Bewirtschaftung anstelle von Waldvernichtung. Ein wichtiger Impuls dafür ging 1992 von der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro aus. Die weltweit bedeutendsten Systeme sind heute die Waldzertifikate Forst Stewardship Council (FSC, Gründung 1993) und Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC, Gründung 1999). Die Waldbewirtschaftung in Mitteleuropa wird seit Jahrzehnten auf Grundlage der Nachhaltigkeit weiterentwickelt. Dies wurde auch in den Forstgesetzen festgeschrieben. Die zusätzliche Zertifizierung erfolgte, um diese Leistungen in die Öffentlichkeit zu transportieren und die Nachfrage nach zertifizierten Holzsorten bedienen zu können. 


Ablauf der Auditierung

Unabhängige, kompetente Zertifizierungsstellen, die entsprechend akkreditiert sind, nehmen die Audits vor und vergeben die Zertifikate. Die Vorgehensweise ist bei FSC und PEFC ähnlich, Maßstab sind die jeweils gesetzten Standards. Bei Verstößen sind die Sanktionsmöglichkeiten vergleichbar (Hinweise zu Verbesserungspotential, Korrekturmaßnahmen mit Fristsetzung und erneuter Meldung oder Überprüfung, Zertifikatsentzug). Der Nachweis über die gesamte Produktkette erfolgt über nahezu identische international gültige Chain of Custody Standards (CoC).

Der Staatswald in Baden-Württemberg ist bereits nach PEFC zertifiziert. In den nächsten Tagen wird der Auditor für die FSC-Zertifizierung benannt. Noch im Mai wird dieser alle am Wald interessierten Verbände und Institutionen im Rahmen einer Befragung anhören. Diese Befragung wird bis etwa Ende Mai 2012 dauern, die darauf folgende Auswertung bis Mitte Juni 2012.

Anschließend werden in einem Voraudit ab Juni 2012 gemeinsam mit dem Auditor die Prinzipien von FSC den bestehenden Regelungen von ForstBW und der bislang praktizierten Bewirtschaftungsweise gegenübergestellt. Bei Abweichungen wird vereinbart, welche Veränderungen im Staatswald nötig sind, um die FSC-Prinzipien zu erfüllen. Ab August 2012 wird das Hauptaudit durchgeführt. Ziel ist es, bis zum Ende des 1. Quartals 2013 das FSC-Zertifikat zu erhalten und Holz mit diesem Label verkaufen zu können.


FSC-Prinzipien

Die FSC Standards sind in zehn Prinzipien beschrieben. Die Konkretisierung dieser Prinzipien und ihre regionale Anwendung ist Teil des Auditierungsverfahrens. 

Prinzip 1: Einhaltung der Gesetze und FSC-Prinzipien
Prinzip 2: Besitzansprüche, Landnutzung und Verantwortlichkeit
Prinzip 3: Rechte indigener Völker
Prinzip 4: Beziehungen zur lokalen Bevölkerung und Arbeitnehmerrechte
Prinzip 5: Nutzen aus dem Wald
Prinzip 6: Auswirkungen auf die Umwelt
Prinzip 7: Bewirtschaftungsplan
Prinzip 8: Kontrolle und Bewertung
Prinzip 9: Erhaltung von Wäldern mit hohem Schutzwert
Prinzip 10: Plantagen

Weitere Informationen zu Wald und Forstwirtschaft erhalten Sie im Internet unter der Adresse  www.mlr.baden-wuerttemberg.de oder www.forstbw.de
Pressemeldung Download: 
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Kernerplatz 10
70029 Stuttgart
Deutschland
Telefon:  +49  0711  126-2355
Fax:  +49  0711  126-2255
E-Mail:  poststelle@mlr.bwl.de
Web:  www.mlr.baden-wuerttemberg.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.