02.12.2011 | 11:40:00 | ID: 11571 | Ressort: Umwelt | Pflanze

Forstministerin Ulrike Höfken: Unser Wald ist von den Klimawandelfolgen erheblich betroffen

Mainz (agrar-PR) - Forstministerin Ulrike Höfken stellte am Mittwoch den Waldzustandsbericht 2011 vor.
Anhand des Belaubungs- bzw. Benadelungszustandes wurde auch in diesem Jahr die Vitalität der Wälder im waldreichsten Bundesland ermittelt.

Forstministerin Ulrike Höfken stellte heute den Waldzustandsbericht 2011 vor. Anhand des Belaubungs- bzw. Benadelungszustandes wurde auch in diesem Jahr die Vitalität der Wälder im waldreichsten Bundesland ermittelt.

„Das Jahr 2011 ist durch die Klimawandelfolgen geprägt. Der Wald musste in seiner jahreszeitlichen Entwicklung mit Extremsituationen leben. Neben den aktuellen Ereignissen, sind es aber auch die langfristigen Entwicklungen der Umweltbedingungen, die den Wald beeinflussen. Unser Ziel muss es sei, Klimaschutz aktiv voranzutreiben, was wir maßgeblich durch die Energiewende erreichen können. Aber auch die Stärkung der Wälder etwa durch naturnahe Waldbewirtschaftung ist ein wesentlicher Aspekt unseres Handelns", erklärte Höfken.

Die Ministerin betonte mit Blick auf die Weltklimakonferenz, die derzeit in Durban stattfindet: „Die Rolle des Waldes als Kohlenstoffspeicher macht deutlich, dass wir nicht nur über eine Anpassung an den Klimawandel sprechen dürfen. Der Wald ist durch die Folgen des Klimawandels betroffen, er ist aber auch maßgeblicher Speicher, um CO2 binden zu können."

Der Zustand der Waldbäume in Rheinland-Pfalz hat sich im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Der Anteil an Bäumen mit deutlichen Schäden ist um 7 Prozentpunkte auf 33 Prozent angestiegen. Der Anteil schwach geschädigter Bäume ist um 5 Prozentpunkte auf jetzt 39 Prozent und der Anteil an Bäumen ohne sichtbare Schadensmerkmale um 2 Prozentpunkte auf 28 Prozent gesunken. Verantwortlich hierfür dürften der sehr starke und früh reifende Fruchtanhang im Jahr 2011 und die außergewöhnlich warme und trockene Witterung im Frühjahr sein.

Sie führten bei einigen Baumarten zu einer besonderen Stressbelastung. Dagegen konnte die Luftschadstoffbelastung durch vielfältige Luftreinhaltemaßnahmen in Rheinland-Pfalz kontinuierlich gesenkt und die Immissionssituation erheblich verbessert werden.


Schwerpunktthemen im Waldzustandsbericht 2011


Kohlenstoffspeicherung in Waldökosystemen

In den rheinland-pfälzischen Wäldern sind aktuell etwa 180 Millionen Tonnen organisch gebundener Kohlenstoff gespeichert. Dies entspricht einer CO2-Bindung von etwa 660 Millionen Tonnen. Wälder spielen wegen ihrer erheblichen Kohlenstoffspeicherung eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Der bedeutsamste Kohlenstoffspeicher ist der aufstockende Waldbestand, gefolgt vom Mineralboden und der Humusauflage. Die Wälder in Rheinland-Pfalz weisen bereits derzeit hohe Holzvorräte auf.

Die Möglichkeiten, die Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern zusätzlich in erheblichem Umfang zu erhöhen und damit einen weiteren Teil des Klimagases CO2 dauerhaft zu binden, sind infolge dessen begrenzt. Es gilt vor allem, angesichts der klimatischen Veränderungen stabile Waldstrukturen durch aktive waldbauliche Maßnahmen zu unterstützen und die stoffliche Verwendung von Holz als Speicher für Kohlendioxid zu fördern, um den Beitrag von Wald und Forstwirtschaft zur Bindung von Kohlenstoff auf hohem Niveau verstetigen zu können.


Luftreinhaltung in Rheinland-Pfalz

Die Belastung der Waldökosysteme durch Luftschadstoffe hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verringert. Dank durchgreifender Luftreinhaltemaßnahmen ist die Schwefeldioxidbelastung um mehr als 90 Prozent gesunken. Auch der Säureeintrag hat sich seit Mitte der 1980er Jahre etwa halbiert. Sehr deutlich zurückgeführt werden konnte auch die Belastung der Waldökosysteme durch Schwermetalle. So ist der Bleieintrag in den Waldboden seit der Einführung des bleifreien Benzins um mehr als 90 Prozent zurückgegangen.

Demgegenüber konnten die Stickstoffeinträge in den Wald bislang nur unzureichend reduziert werden. Sie überschreiten an der Mehrzahl der Waldstandorte nach wie vor die Schwellenwerte der Ökosystemverträglichkeit. Gründe hierfür sind der verbreitete Einsatz von Oxidationskatalysatoren und der Anstieg der Dieselfahrzeuge im Verkehrsbereich. Beim Ozon hat sich die Anzahl der Tage mit Überschreitungen, der für den Gesundheitszustand der Bevölkerung wichtigen Informationsschwelle, merklich reduziert.


Der Waldzustand in Rheinland-Pfalz im Jahr 2011 im Überblick

Der Kronenzustand der Waldbäume in Rheinland-Pfalz hat sich im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Besonders verschlechtert hat sich der Kronenzustand der Buche, weniger gravierend der von Kiefer. Bei der Fichte zeigte sich keine wesentliche Veränderung im Kronenzustand.

Für die Eiche war sogar eine leichte Verbesserung zu beobachten. Über alle Baumarten und Altersstufen hinweg ergibt sich für die gesamte Waldfläche von Rheinland-Pfalz im Einzelnen folgendes Ergebnis: 28 % (2010: 30 %) der Bäume sind ohne sichtbare Schadmerkmale (Stufe 0), 39 % (2010: 44 %) der Bäume sind schwach geschädigt (Stufe 1) und 33 % (2010: 26 %) der Bäume haben deutliche Schäden (Stufen 2 - 4).
Witterungsbedingte Belastungen angestiegen

Der Einfluss witterungsbedingter Belastungen ist in den letzten Jahren merklich angestiegen. In den letzten zwei Jahrzehnten waren 19 Vegetationszeiten im Vergleich zum langjährigen Mittel zu warm. Dies gilt auch für die Vegetationszeit des Jahres 2011. Spätwinter und Frühjahr 2011 waren darüber hinaus außergewöhnlich niederschlagsarm. Bereits zu Beginn der Vegetationsperiode führte dies verbreitet zu Bodentrockenheit. Wie in den Vorjahren traten auch im aktuellen Jahr lokale Extremereignisse, insbesondere Hagelstürme, auf, die örtlich beträchtliche Schäden im Wald verursacht haben.

Die Schäden durch Borkenkäferbefall sind im Jahr 2011 aufgrund der außergewöhnlichen Frühjahrswitterung deutlich angestiegen. Vor allem bei der Buche führte der sehr starke und früh reifende Fruchtanhang zusammen mit der Frühjahrstrockenheit zu einer besonderen Stressbelastung.


Wichtige Rolle des Waldes im Klimaschutz

Waldökosysteme spielen wegen ihrer erheblichen Kohlenstoffspeicherung und der CO2- neutralen Produktion des Rohstoffes Holz eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Organisch gebundener Kohlenstoff kommt in den Wäldern im aufwachsenden Waldbestand, im Totholz, in der Bodenvegetation, in der Humusauflage und im Mineralboden vor. Die Verteilung und Verfügbarkeit des organischen Kohlenstoffs in den Ökosystemen ist für viele Prozesse und Funktionen beispielsweise die Nährstoffbereitstellung und das Wasserspeichervermögen bedeutend.

Bei einer Waldfläche von über 800.000 ha sind landesweit etwa 185 Millionen Tonnen Kohlenstoff organisch gespeichert. Dies entspricht einer CO2-Bindung von etwa 680 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz werden jährlich etwa 39 Millionen Tonnen CO2 infolge des Endenergieverbrauchs emittiert.

Die Ministerin betonte, dass bei der Klimakonferenz in Durban ein klarer Beschluss über die Weiterführung der Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls gefasst werden müsse. „Das Kyoto-Protokoll ist das einzige weltweite Instrument zur Reduzierung von C02-Emissionen", sagte sie. Das EU-Minderungsziel für Treibhausgase bis 2020 müsse von 20 Prozent auf 30 Prozent angehoben werden. Die Anstrengungen der Staatengemeinschaft zu Einhaltung der 2-Grad-Obergrenze müssten verstärkt werden, so Höfken. Der Waldzustandbericht zeige, dass die aktuellen Waldschäden deutlich von den Auswirkungen des Klimawandels geprägt seien.

Die Einrichtung eines Nationalparks ist ein Schritt, den Wald in seiner Klimaschutzfunktion gezielt einzusetzen und zu nutzen, so Höfken. Zusätzlich werden auch natürliche Evolutionsprozesse ermöglicht, die langfristig zu mehr innerartlicher Vielfalt bei allen Arten des Nationalparks beitragen.

Das seinerzeit befürchtete Waldsterben ist so nicht eingetreten, weil rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen wurden. Das zeigt in eindrucksvoller Form, dass es möglich ist, bei erkannten Gefahren umzudenken, gegenzusteuern und letztlich auch Erfolg zu haben, betonte die Ministerin. (PD)
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