18.05.2009 | 00:00:00 | ID: 601 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Präsident Gerd Sonnleitner erklärt die Konflikte zwischen Bauernverband und BDM

Ilshofen (agrar-PR) - In einem Interview der Süddeutschen Zeitung erklärt Präsident Sonnleitner die aktuellen Konflikte zwischen dem BDM und dem Bauernverband. Er geht dabei ausführlich darauf ein, dass aufgrund der katastrophalen Preissituation die Emotionen und Frustrationen verständlich seien, angesichts der politischen Realitäten in Europa aber keine Chance für die Umsetzung der Forderungen der Milchbäuerinnen bestünden. Die aktuellen Aktionen der Bäuerinnen und der Hungerstreik gehören nicht zum Stil des Bauernverbandes.

Im folgenden das ganze Interview: "Für die bin ich ein Feind" Gerd Sonnleitner über seine Konflikte mit Milchbauern Die Forderungen der Milchbauern seien "völlig unrealistisch", findet Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Nicht die EU müsse die Probleme der Landwirte lösen, sondern diese selbst. Die Verantwortung für die aktuelle Krise liege bei den Milchbauern und ihren Molkereien.

SZ: Herr Sonnleitner, waren Sie schon bei den Bäuerinnen, die vor dem Kanzleramt für höhere Milchpreise streiken?
Sonnleitner: Nein.

SZ: Warum nicht?
Sonnleitner: Ich verstehe das Anliegen und die Emotionen, die Lage am Milchmarkt ist dramatisch. Aber solche Aktionen sind nicht Stil des Bauernverbands. Ich glaube auch nicht, dass mein Auftauchen erwünscht wäre. Einige Milchbauern sehen in mir einen Feind.

SZ: Es fiel sogar das Wort "Verräter".
Sonnleitner: Ja. Sie meinen fälschlicherweise, ich hätte mich auf EU-Ebene dafür eingesetzt, dass die Milchquote erhöht wird, also die Höchstmenge, die die Bauern produzieren dürfen. Doch das stimmt nicht. Im Gegenteil. Ich habe EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel aufgefordert, in der angespannten Marktsituation keinesfalls die Quote zu erhöhen, weil der Milchpreis dann weiter fällt.

SZ: Sie wurde aber trotzdem erhöht.
Sonnleitner: Leider. Die Kommissarin sagte klipp und klar, dass die Zeit vorbei ist, wo der Staat eine Produktionsmenge vorschreibt. Und die absolute Mehrheit der EU-Staaten ist ja auch dieser Meinung. Ich konnte daher nur noch dafür werben, wenigstens den Absatz massiv zu fördern und den Milchbauern finanziell zu helfen. Und das werfen mir einige Milchbauern jetzt vor.

SZ: Sie schimpfen gern auf die Discounter. Warum?
Sonnleitner: Der Einzelhandel nutzt die Krise mit permanenten Preissenkungen gnadenlos aus. Nirgends in Europa sind Lebensmittel so billig wie hier.

SZ: Aber aus Verbrauchersicht verhält sich der Einzelhandel doch vorbildlich: Er liefert gute Ware zum günstigen Preis.
Sonnleitner: Kurzfristig mag das gut sein für die Verbraucher. Langfristig wird es schlimm. Geben die Bauern auf, sind wir vom Ausland abhängig. Die Versorgungssicherheit wäre gefährdet, neue Abhängigkeiten, wie beim Öl, können nicht im Interesse der hiesigen Verbraucher sein.

SZ: Lenken Sie nicht nur davon ab, dass Sie keine Lösung haben?
Sonnleitner: Natürlich hat der Einzelhandel nicht die alleinige Schuld. Unsere Milchindustrie ist viel zu zersplittert. Wir haben 120 Molkereien, die fünf großen Lebensmittelketten gegenüberstehen. Das ist eine denkbar schlechte Basis für Verhandlungen. Unsere Molkereien müssen sich dringend besser aufstellen.

SZ: Die Milchbauern wollen die Produktion europaweit flexibel an die Nachfrage anpassen. Was haben Sie dagegen?
Sonnleitner: Ich halte das für völlig unrealistisch. Dafür gibt es in der EU keine Mehrheit. Die Verantwortung liegt bei den Milchbauern und bei den ihnen gehörenden Molkereien. Sie müssen sich im Markt durchsetzen, da der Staat sich aus Marktordnungen zurückzieht.

SZ: Durch den Bauernverband geht ein Riss. Was wollen Sie dagegen tun? Sonnleitner: Als Verbandspräsident will ich nicht populistisch meinen Mitgliedern etwas vormachen. Wir dürfen die Augen nicht vor der Wahrheit verschließen. Auch auf dem Milchmarkt gelten zunehmend die Gesetze des Marktes. Darauf müssen sich die Milchbauern einstellen. Wenn wir nicht den Blick für die Realität haben, verlieren wir den Anschluss. Ich will aber, dass Deutschland das führende Milchland in der EU bleibt.
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